Kleinvögel im Flug zu fotografieren ist gar nicht einfach. Alleine schon wegen der geringen Größe ist es schwierig soweit an die Vögel heranzukommen dass es zufriedenstellende Bilder gibt. Zudem bewohnen Kleinvögel Habitate die sich dafür nicht gerade anbieten. Oft ist in diesen Lebensräumen nicht genügend Licht um die benötigten kurzen Belichtungszeiten zu erreichen. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen. In Parks, an Gewässern und offenem Gelände mit viel Licht ist es durchaus möglich Flugaufnahmen zu bekommen.
Eine Methode um Vögel im Flug zu fotografieren ist der Einsatz von Blitzgeräten. Damit hat man genügend Licht um mit kurzen Blitzzeiten den Flug der Vögel scharf abzubilden. Es ist natürlich ein hoher technischer Aufwand nötig und wird dadurch nur von wenigen Spezialisten durchgeführt.
Zum Einsatz kommen meist mehrere Blitzgeräte, Lichtschranke und/oder elektrischer Fernauslöser. Doch damit ist es ja nicht getan. Man muss erst einmal beobachten wo und wie die Vögel fliegen. Ein sehr guter Anfang mit dieser Art der Fotografie ist an einer Futterstelle im Garten. Hier kann man die Vögel an einen bestimmten Anflug zur Futterstelle gewöhnen.
Trotzdem gibt es viele Faktoren die solch ein Vorhaben gelingen oder misslingen lassen. Dazu gehört das Anbringen einer Lichtschranke an den richtigen Ort. Sie kann nicht wahlweise in den Garten gestellt werden mit dem Wunsch dass die Vögel hier durchfliegen. Ist die Lichtschranke richtig platziert kommt ein Faktor hinzu der eine rein technische Ursache hat. Die Verzögerungszeit der Kamera. Hier gibt es kleine Unterschiede der verschiedenen Kameramodelle. Tatsache ist jedoch, dass die Verzögerungszeit so lang ist, dass ein Vogel schon eine gewisse Strecke zurückgelegt hat bis es zur Auslösung der Kamera kommt.
Mit der Zeit kommt aber die Erfahrung und so weiß man, wie weit die Kamera „vorgehalten“ werden muss. Da es kein Problem ist dies sofort am Display der Kamera zu kontrollieren hat man den Punkt wo der Vogel dann auch im Bild ist, schnell gefunden. Ob es dann von der Schärfe, dem Ausschnitt oder Flügelstellung des Vogels auch passt, ist wieder eine andere Sache. Oft sind die Erfolge mit dieser Methode im 2-3% Bereich der gemachten Aufnahmen.
Hier kann man schon sehen, dass es entscheidend ist wie schnell eine Kamera reagiert. Je näher man die Reaktionszeit der Kamera an die Lichtschranke bekommt umso besser und konstanter sind die Resultate.
Herkömmliche Spiegelreflexkameras haben eine Auslöseverzögerung von ca. 120 bis 200 ms. In dieser Zeit legt ein Vogel der an einem Ast landen will ca. 40-60 cm zurück. Es gibt aber einige Tricks wie man diese Reaktionszeit extrem verkürzen kann.
Die teuerste Methode ist, dass man sich vor die digitale Kamera ein elektrisch gesteuertes Zentralverschlussobjektiv anbaut und dieses über eine Steuerung so mit der digitalen Kamera synchronisiert, dass die Auslösung durch den Zentralverschluss ausgeführt wird. Das ist zugleich auch die Methode mit der geringsten Auslöseverzögerung. Mit 8ms oder weniger ist man hier unterwegs. Der Vogel wird im Prinzip im Strahl der Lichtschranke fotografiert.
Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz einer zweiten Lichtschranke. Nimmt man die Aufnahmesituation an, dass man einen Vogel zwischen einem Ast auf dem er gelandet ist und einem Ziel (Futterhaus) im Flug fotografieren möchte, kann die erste Lichtschranke vor dem Ast der ersten Landung angebracht werden und die zweite Lichtschranke zwischen dem Ast und Futterhaus. Der Ablauf wäre dann folgender: Der Vogel fliegt durch die erste Lichtschranke und löst die Kamera aus. Die Kamera ist auf Spiegelvorauslösung eingestellt und klappt den Spiegel hoch. Dieser bleibt bei meiner Canon ca. 30 Sekunden hochgeklappt. Wenn der Vogel dann weiterfliegt und die zweite Lichtschranke durchfliegt löst der Verschluss der Kamera aus. Dabei verbindet man die beiden Lichtschranken mit einem Y-Stecker und kann mit einem Auslöser arbeiten. Was bringt das? Die Verzögerungszeit wird um einiges verringert. Im nebenstehendem Bild versuche ich das bildlich darzustellen.
Bei meiner Canon ist die Verzögerungszeit ohne Spiegelvorauslösung bei ca. 140 ms. Mit Spiegelvorauslösung nur noch ca. 60 ms. Alle Angaben in Millisekunden (ms) wurden mit dem Joker von Eltima Electronic gemessen. Eltima Electronic bietet für die Lichtschrankenfotografie den Jokie und den Joker an. Je nach professionellem Anspruch sind sie für diese Art der Fotografie sehr gut geeignet. Die Jokie Lichtschranke ist sehr handlich und absolut zuverlässig. Das Prinzip des Jokie ist, dass sich Sender und Empfänger in einem Gehäuse untergebracht sind. Über einen Reflektor wird der Lichtstrahl vom Sender auf den Empfänger zurückgesandt. Je nach Motiv und Abstand beim Durchfliegen der Lichtschranke funktioniert der Jokie aber auch ohne den Reflektor. Da wird der durchfliegende Vogel selbst zum Reflektor und die Lichtschranke wird ausgelöst. Das hat nach meiner Erfahrung noch einen weiteren Vorteil. Ich meine, dass der Streubereich des Lichtstrahls größer wird. Für manche Situationen ist das sehr vorteilhaft. Hier gehts zur Jokie-Seite von Eltima Electronic.
Eine sehr gute Methode für eine kurze Verzögerungszeit mit einer Spiegelreflexkamera beschreibe ich in den nächsten Zeilen.
Um die minimalste Auslösezeit zu bekommen bedarf es etwas Bastelei. Das Kernstück ist hier eine gebrauchte analoge Canon EOS RT (RT steht für Real Time). Die Kamera hat einen feststehenden Spiegel der noch zusätzlich ausgebaut werden kann um den kleinen Lichtverlust zu eliminieren. Die RT wird mit einem Retroring vor ein Objektiv geschraubt mit welchem ich meistens meine Flugaufnahmen mache. Es ist das 2,8/100 mm Makro von Canon. Allerdings geht es auch mit dem 4/300 mm oder sogar mit dem 4,5-5,6/100-400 mm Zoomobjektiv. Die Objektive leuchten meinen Chip komplett aus und es gibt keine Vignetierungen an den Ecken. Mit Vollformat habe ich keine Erfahrungen.
Der Aufbau dieser Konstruktion ist leicht erklärt:
An der digitalen Kamera sitzt das 100 mm Objektiv. Am Filtergewinde ist mit einem Retroring die RT mit der Frontseite gegen das Objektiv angeschraubt. Der Verschluss der RT zeigt in die Aufnahmerichtung. Die Rückwand der RT wurde abgenommen. Es sind die Verschlusslamellen direkt von vorn zu sehen. Es wird mit der digitalen Kamera durch den Verschluss der RT fotografiert.
Die Steuerung der Kameras läuft wie folgt ab:
Über ein Steuergerät wird die digitale Kamera ausgelöst. Der Verschluss der digitalen Kamera bleibt dann für 10 Sekunden offen. Der Verschluss der analogen RT ist geschlossen und durch das Steuergerät wurde die Kamera in den RT-Modus versetzt. Dazu wird ein Impuls vom Steuergerät benötigt um den Hilfsverschluss der RT zu spannen. Löst nun ein Vogel innerhalb dieser 10 Sekunden durch die Lichtschranke den Verschluss der RT aus wird der Chip in der digitalen Kamera belichtet. Erfolgt innerhalb der 10 Sekunden keine Auslösung schließt die digitale Kamera den Verschluss wird aber vom Steuergerät sofort wieder aktiviert und steht dadurch wieder für 10 Sekunden zur Verfügung. Wird die Lichtschranke innerhalb der 10 Sekunden mehrmals durchflogen erfolgt nur eine Auslösung der RT. Erst nach erneutem Ablauf der Steuerung wird die Freigabe für die RT erteilt. So sind also Geisterbilder mit mehreren Vögeln ausgeschlossen. Warum 10 Sekunden Intervall? Um auf dem Chip der digitalen Kamera keine Hotpixel zu produzieren wurde der Ablauf auf 10 Sekunden eingestellt. Doch selbst hier sind einige Hotpixel zu sehen. Im Prinzip steht die Konstruktion immer 10 Sekunden lang für eine Auslösung bereit. Natürlich können auch kürzere oder längere Intevalle eingestellt werden. Bei kürzeren Intervallen erhöht sich eben die Anzahl der digitalen Bilder die dann nicht belichtet sind, bei längeren entsprechend weniger.
Was bringt aber diese ganze Bastelei? Da die RT neben dem normalen Verschlussablauf einen RT Modus besitzt ist die Verzögerungszeit vom Durchfliegen der Lichtschranke bis zur Blitzauslösung nur 13-14 ms kurz ! Das ist ca. 1/10 von dem Wert als bei einer normalen Auslösung. Bei der Methode Spiegelvorauslösung bei Verwendung von zwei Lichtschranken, ist die RT immer noch 4-5 mal schneller in der Blitzsynchronisation. Fliegt ein Vogel bei normaler Auslösung ca. 50 cm weit bis der Blitz kommt, sind es mit der RT-Methode nur 5 cm! Dadurch ist es möglich wesentlich exakter zu bestimmen wo der Vogel bei der Auslösung sein könnte.
Prinzipiell geht es auch ohne das Steuergerät. Ein einfacher Timer (oder ein eingebauter Timer) löst die digitale Kamera für 10 Sekunden aus und die Lichtschranke die RT. Doch dann muss man sich eine Auslösung für die RT basteln die in zwei Stufen auslöst bzw. die RT im RT-Modus hält. Diese braucht einen vorab Impuls um in den RT-Modus zu kommen. Dazu muss der Auslöser wie beim aktivieren des Autofokus leicht gedrückt werden. Dann klappt der Hilfsverschluss weg und schaltet in den RT-Modus. Beim Durchdrücken wird nur noch der Verschluss der RT betätigt. Das ist ohne ein Steuergerät kaum zu bewältigen.
Auf den folgenden Bildern habe ich mit einem Dummy versucht den Unterschied zu zeigen. Der Eisvogel aus Pappe braucht für die 80 cm ca. 0,5 Sekunden. Das entspricht ca. 5-6 km/h. Geht man davon aus dass ein Vogel nach Gefühl mit ca. 20-30 km/h anfliegt (Bremsphase nicht gerechnet) muss man die Werte in den Bildern mit 4-5 multiplizieren. Die Geschwindigkeiten waren bei allen Bildern gleich. Bei einem Test im RT Modus mit beschleunigtem Tempo (mit dem Finger schnell angeschubst) war auch hier der Dummy in der Lichtschranke.
Die Konstruktion
Die ganze Konstruktion sieht natürlich sehr abenteuerlich aus. Ich werde bestimmte Teile noch verfeinern. Zum Test als Prototyp funktioniert aber alles sehr gut. Über eine selbst gebastelte Steuerung wird der technische Ablauf gesteuert. Da die Konstruktion erst nach der Wintersaison 2015/2016 gebastelt wurde, gibt es keine aktuellen Bilder. Ich hoffe diese in der laufenden Saison 2016/2017 hier zeigen zu können.
Einige Testbilder von den ersten Versuchen sind unten zu sehen. Sie entsprechen nicht dem wie ich die Bilder gerne haben möchte und sind nur zur Demostration um zu zeigen dass sich die Vögel beim Ab- oder Anflug im engen Kreis der Lichtschranke befinden. Das der Vogel sich so nah am, bzw. im Lichtschrankenstrahl befindet konnte ich nur mit der RT-Methode, wie oben beschrieben, erreichen. Bei normalem Verschlussablauf mit Hochklappen des Spiegels wären die Vögel auf dem Ausschnitt nicht mehr zu sehen. Der Jokie wurde ohne Reflektor eingesetzt. Die fliegenden Vögel reflektierten durch ihre Unterseite den Lichtstrahl so, daß der Reflektor nicht gebraucht wurde. Hier gibt es einen weiteren Beitrag zum Thema Flugaufnahmen mit der Lichtschranke.
Sie haben Interesse an der Kurzzeitblitzfotografie?
Über die Methode der Kurzzeitblitzfotografie habe ich eine kleine Bildershow erstellt. Bildbeispiele und Arbeitsaufnahmen zeigen einen Ausschnitt der interessanten Arbeitsweise. Die Bildershow wird auf einem USB-Stick ausgeliefert und liegt in zwei Versionen vor. Einmal als ausführende Datei für den PC und eine MP4-Version, die an geeigneten Fernsehgeräten mit USB-Anschluss abgespielt werden kann.