Ansitzfotografie

Die klassische Ansitzfotografie beginnt bei mir mit der Beobachtung der Vögel. Dabei sind die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Vögel der wichtigste Aspekt. Ohne Kenntnis des Verhaltens ist es schwierig Vögel zu fotografieren. Natürlich gelingen auch Bilder indem man durch die Landschaft geht oder fährt und Vögel auf Zweigen, Ästen, auf Wiesen, Feldern oder im Wald mit der langen Brennweite fotografiert. Bei größeren Vögeln ab Rebhuhngröße gelingen da mitunter gute Bilder. Doch manchmal klappt es auch mit kleineren Vögeln wie bei dieser Feldlerche. Meistens jedoch sind diese Bilder nicht ganz zufriedenstellend, da die Vögel oft zu weit weg und auf dem Bild zu klein sind. Da kommt schnell der Wunsch auf, die begehrten Motive aus der Nähe zu fotografieren.
Eine sehr gute Möglichkeit bieten öffentliche Anlagen, Parks oder andere von Menschen frequentierte Bereiche. Dort sind Vögel unter Umständen sehr vertraut und haben eine geringere Fluchtdistanz. Alle Motive der folgenden Bildergalerie wurden ohne Tarnung frei stehend oder sitzend, meistens mit dem 500 mm Objektiv, fotografiert. Die Bilder wurden in Stuttgarter Parks aufgenommen, welche stark von Freizeitaktivisten frequentiert werden. Die Vögel haben sich daran gewöhnt.

Wer Interesse hat mit mir an einem Workshop im Rosensteinpark teilzunehmen, findet einige informationen unter: Tierfotografie im Rosensteinpark.
In der heutigen, schnelllebigen Zeit nehmen sich oder haben immer mehr Menschen weniger Zeit sich mit bestimmten Themen länger zu beschäftigen. Sei es aus beruflichen, familieären oder sonstigen Gründen. Um sehr gute Bilder von Vögeln zu machen kann man sich bei kommerziellen Anbietern von Fotoansitzen im In- und Ausland anmelden und kommt so (fast immer) in wenigen Tagen zu überaus guten, oft spektakulären Bildern. Diese Art der Fotografie ist nicht ganz mein Ding, lehne ich aber nicht prinzipiell ab.
In meiner Gegend habe ich eine Landschaft um mich herum die eine sehr abwechslungsreiche Vogelwelt aufweist. Es gibt Wiesen, Felder, Streuobstwiesen, Mischwald und Tannenwald, Flüsse, Bäche und Seen. Die Schwäbische Alb mit den Trockenrasengebieten, die Buchenhangwälder am Albtrauf und die Albhochfläche mit ausgedehnten Felder, Wiesen- und Waldlandschaften, bieten einen großen Artenreichtum nicht nur in der Vogelwelt. Daher habe ich sehr gute Beobachtungsmöglichkeiten und brauche für die Motivsuche nicht so viele Kilometer zurückzulegen.

Blick vom Breitenstein über das Albvorland – im Vordergrund Bissingen an der Teck

Um nun die Vögel aus der Nähe zu fotografieren betreibe ich die Ansitzfotografie aus einem Versteck heraus. Dabei beobachte ich die Vögel an welchen Punkten sie sich bevorzugt aufhalten und stelle dort mein Tarnzelt auf. Wenn es die Location hergibt auch ein festes Versteck, welches nach einer gewissen Zeit wieder abgebaut wird. Einige Beispiele für Versteckmöglichkeiten zeigt die folgende Bildergalerie. Es muss kein Palast sein. Es genügen oft schon einige Planen oder Stoffe. Als nicht, oder nur bedingt Vogeltauglich sind für mich Ponchos oder andere Tarnüberwürfe die am Körper anliegen. Bei der kleinsten Bewegung bewegt sich auch der Stoff mit, was bei Vögeln immer kritisch ist. In einem Tarnzelt kann man sich wesentlich freier bewegen.

Eine gute Methode um zu Vogelaufnahmen zu kommen ist das Anbieten von Futter an einer geeigneten Stelle. Sie gewöhnen sich sehr schnell an ein festes Versteck oder das aufgestellte Tarnzelt. Um nun die Vögel nicht mitten in einem Busch fotografieren zu müssen, bringe ich Zweige oder Äste an verschiedenen Stellen an und hoffe, dass die Vögel diese als Ansitz oder zur Zwischenlandung annehmen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Ansitze einigermaßen zu den Proportionen eines Vogels passen. Durch beobachten der Vögel lernt man mit der Zeit bevorzugte Gewohnheiten kennen und kann sich das zu Nutze machen. Wenn man z.B. an einem Bachlauf beobachtet, dass der Eisvogel anwesend ist, sucht man sich eine Stelle an der das Wasser etwas ruhiger fließt oder sogar einen kleinen See bildet und steckt einen längeren Ast vom Ufer aus über diese Stelle. Es ist wie ein Magnet für den Eisvogel diesen Ast irgendwann einmal anzufliegen und von dort zu fischen. Natürlich ist es letztendlich Glücksache, dass man dann gerade an diesem Ast mit dem Tarnzelt ansitzt. In den Seiten „Ein Morgen bei den Eisvögeln“ beschreibe ich die Beobachtungen an einer geeigneten Stelle an welcher der Eisvogel immer wieder anzutreffen ist.
An meinem Gartenteich kommen viele Vögel zum Baden, auch der Hausrotschwanz. Vom Verhalten her weiß ich, dass der Hausrotschwanz gerne eine kleine Erhebung als Ansitz annimmt um von dort die Gegend zu beobachten. Also habe ich ihm neben der Badestelle eine Erhöhung hingestellt, die jedes Mal wenn er zum Baden kommt angenommen wird. Beitrag „Rund um das Vogelbad„.
An einer Fütterung ist es relativ einfach Vögel auf exponierten Punkten zu fotografieren. Diese können zwischen dem Abflugpunkt des Vogels und der Landung am Futter aufgestellt werden. Sehr gerne nehmen Vögel diese Sitzmöglichkeit an um noch einmal zu sichern bevor sie dann endgültig ans Futter fliegen. Durch die sehr konstante und vorausberechenbare Flugrichtung sind auch Aufnahmen von landenden Vögeln möglich. Mit der Kurzzeitblitztechnik gelingen dann oft schöne Flugstudien.
Es müssen nicht immer Äste oder Zweige sein. Eine Sonnenblume für Meisen und Finkenvögel, ein Stein im Wasser für die Wasseramsel, oder ein Baumstamm mit Moos für den Zaunkönig sind für den Ansitz sehr gut geeignet.  Auch Zweige mit Blüten oder Beeren können eingesetzt werden. Hier kann man etwas kreativ sein und Ideen umsetzen. Alle Bilder in der unteren Galerie sind beinflusste Natur, da ich die Sitzwarten den Vögeln angeboten habe.

Eine Fütterung sollte nach einigen Überlegungen eingerichtet werden. Es macht wenig Sinn in einer Landschaft ohne Baum und Strauch im Umkreis von 100 Metern, ein Futterhaus aufzustellen. Vom Licht her bestimmt ideal, aber es werden nicht viele Vögel dort zu sehen sein. Nach meinen Erfahrungen sollte eine Fütterung so angelegt werden, dass die Vögel die Möglichkeit haben sich bei Gefahr sehr schnell in eine Deckung zurückziehen zu können. Daher sollten Büsche in unmittelbarer Nähe der Fütterung vorhanden sein. Diese Büsche sind auch die Stellen die angeflogen werden nachdem ein Vogel Futter geholt hat und mit diesem die Deckung aufsucht. Nicht alle Vögel haben die gleichen Verhaltensmuster beim Fressen. Finkenvögel hocken oft lange Zeit am angebotenen Futter. Dabei kommt es mehrfach zu Streitigkeiten, die wiederum ausgenützt werden können. Dabei muss man eben beobachten wie die Grünfinken auffliegen. Oft geht es senkrecht nach oben. Die Kamera entsprechend ausgerichtet oder eine Lichtschranke aufgebaut  ergeben Bilder die man so nicht oft sieht. Meisen holen sich ein Körnchen und fliegen damit in Deckung. Der Kleiber holt sich gleich mehrere Körner, versteckt diese oft unter der Rinde und ist gleich wieder vor Ort.
Von Zeit zu Zeit sollte ein Ast der als Zwischenlandung dient ausgetauscht werden um nicht unzählige Bilder auf dem gleichen Ast zu bekommen. Auch der Hintergrund sollte beachtet werden. Je nach Location der Fütterung kann es Sinn machen die Hintergründe auszutauschen. Für meine Fütterung im Garten habe ich nur eine Stelle die dafür geeignet ist. Der Nachteil ist der, dass hinter dem Ansitzast in 1,5 Metern Entfernung eine Ligusterhecke verläuft. Das ist selbst bei offener Blende ein Hintergrund welcher nicht ideal ist. Daher habe ich für diese Location einige Bilder vergrößern lassen, die ich als Hintergründe einsetze. Das wiederum ist nicht jedermann Sache. Für mich ist es eine Möglichkeit abwechslungsreiche Bilder zu bekommen die sonst so an dieser Stelle nicht möglich wären. Natürlich gestalte ich den Hintergrund auch mit natürlichen Materialien wie im Herbst mit buntem Laub, oder im Frühling mit blühenden Zweigen.
Es müssen nicht immer Äste oder Zweige sein, die als Ansitze eingesetzt werden. Eine ganz natürliche Sache sind Sonnenblumen. Gerade in der Zeit wenn die Samen reif sind bieten sich Sonnenblumen als Sitzwarten und Futterspender an.
Ein Klassiker in der Ansitzfotografie ist der Ansitz in einer Bienenfresser Kolonie. Wenn man in südlichen Ländern wie z.B. Rumänien unterwegs ist findet man relativ schnell eine Sandwand mit einer Kolonie. Beim Beobachten der Vögel wird man sehen, das jeder Zweig oder jede Wurzel die an der Steilwand etwas herausschauen als Ansitz angenommen wird. Natürlich wird man hier auch Bilder machen. Es bietet sich aber an für die Vögel Sitzwarten anzubringen, die eine bessere Perspektive bieten. Wie die Sitzwarten dann angebracht werden wird jeder sebst nach seinen eigenen Wünschen entscheiden. Es kann ein Problem sein solche Sitzwarten in den Boden zu bekommen, da dieser oft sehr hart ist. Für solche Fälle habe ich mir eine alte Handkurbel mit Backenfutter angeschafft um dort einen Bohrer einzuspannen. Nun ist es kein Problem 25 Millimeter große Löchen in den Boden zu Bohren.
In der Bildergalerie zeige ich Bilder vom Ansitz an einer Bienenfresserwand mit natürlichen Ansitzen und von mir angebrachte Sitzwarten.

Wenn man an den Kanten der Sandabbrüche Sitzwarten anbringt, dauert es oft nur Minuten bis sich der erste Vogel darauf niederlässt. Natürlich nehmen nicht nur die Bienenfresser die Sitzwarten an. Oft streiten sich mehrere Vogelarten um solch eine exponierte Stelle. Sind die Sitzwarten angebracht hat man sehr schöne Erlebnisse und wahrscheinlich auch gute Bilder zu erwarten.
Ganz so einfach ist es in unseren Breiten dann doch nicht. Es erfordert etwas mehr Vorarbeit in Sachen Ansitzfotografie und Kenntnisse wann und wie welcher Vogel sich wo niederlässt. Noch einmal der Hinweis wie eingangs schon erwähnt: Das Auseinandersetzen mit einer Vogelart (Tierart) und das Verhalten zu studieren sind die Grundlage um zu wissen wann es sich lohnt einen Ansitz aufzubauen. Der Lohn für die aufgewendete Zeit sind teilweise außergewöhnliche Bilder die man eben nur bekommt wenn man sich lange Zeit mit einer Vogelart (Tierart) beschäftigt.
Eine gute Gelegenheit für Ansitzfotografie hatte ich an einem Holunderbusch. Durch beobachten der Vögel konnte ich diesen als Sitzwarte für viele Vögel lokalisieren. Eine Beschreibung gibt es unter dem Titel  „Nur ein alter Holunderbusch„.

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