Rotmilane auf der Alb

Rotmilane auf der Schwäbischen Alb

Seit vielen Jahren versuche ich Rotmilane nicht nur im Flug, sondern auch am Boden zu fotografieren. Das gelang bisher nicht. Ich rechnete damit, dass einmal an der Bussardfütterung ein Milan auftauchen würde, da diese oft schon im Februar bei uns eintreffen. Doch der Wunsch erfüllte sich bisher nicht. Nun beobachtete ich bei mir auf der Schwäbischen Alb in einem Gebiet eine Gruppe von neun Rotmilanen, die überwiegend aus Jungvögeln bestand. Sie hielten sich in einem Gebiet auf, welches gut zu überschauen war. Einige Tage konnte ich sie beobachten und ihre Gewohnheiten studieren. Eines Tages war ich zeitig vor Ort und beobachtete, dass sie ein Huhn zerupften. Nach einiger Zeit kam der Jagdpächter des Gebietes vorbei, weil er mich stehen sah und erzählte mir, dass er ab und zu ein Huhn vom Bauern bekam und für die Milane auf einen Acker legte. Diese nahmen das gerne an. Natürlich war mein Interesse geweckt und ich sagte ihm, dass ich gerne ansitzen wollte um die Milane zu fotografieren. Er hatte nichts dagegen einzuwenden. Ich suchte mir eine günstige Stelle die im Schatten eines Busches lag um bei den momentanen Temperaturen im Tarnzelt keinen Kollaps zu bekommen. Schon am nächsten Tag saß ich an. Natürlich bot ich den Milanen auch Futter in Form von Hühnchenteilen an, die ich vor mir auf der Wiese verteilte.
Ich saß gerade eine Stunde, als von rechts ein Mäusebussard sehr schnell anflog. Ich dachte noch: Der hat aber Hunger. Kurz saß er am Boden und flog gleich wieder ab. Die Richtung war ideal. Es gelangen eine Reihe von Bildern die sogar fast alle scharf waren. Erst am PC sah ich, dass er eine Maus in den Fängen hielt. Nun zogen die ersten Milane ihre Kreise über mir. Sie hatten das Futter schon entdeckt. Wie es bei Milanen üblich ist, flogen sie an und griffen sich ein Stück von Hühnchen. Doch einige Teile hatte ich festgebunden und so mussten sie landen. Es folgten nun ca. drei Stunden in denen die Milane mal auf der Wiese und in der Luft um mich herum waren. Ab und zu war auch keiner zu sehen. Die Bussarde hatten das Futter auch entdeckt und im Laufe des Vormittags kamen drei verschiedene Individuen auf die Wiese. Ab und zu gab es Streit mit den Milanen, doch auch diese stritten sich untereinander. Einmal waren acht Milane um mich herum. ich konnte mit dem Objektiv hin und her schwenken. Es störte keinen Vogel.  Es war ein unglaubliches Erlebnis an diesem sehr heißen Vormittag.
Ab zehn Uhr war das flimmern der Hitze über der Wiese so stark, dass kaum mehr scharfe Bilder möglich waren. Vor allem mit dem Konverter war es unmöglich. Im Flug war es noch relativ gut.

Da es an einem Tag so gut geklappt hatte, saß ich noch dreimal an dieser Stelle an. Ich hoffte dabei natürlich auf den „besonderen“ Schuss. Der Adrenalinspiegel hatte sich wieder gesenkt und nach Auswertung der Bilder war ich sehr zufrieden .
Ein Ansitz am 2.8. über sechs Stunden war ernüchternd. Ein Schwarzmilan flog kurz vorbei und ein Großes Ochsenauge mit dem 500 mm diente als Zeitvertreib.
Am 6.8. in sieben Stunden Ansitz landete kurz ein Rotmilan, schaute sich um, flog dann wieder ab. Hohltauben und ein Kolkrabe flogen vorbei und ein junges Rotkehlchen schaute neugierig ins Tarnzelt. Kein Vergleich zum ersten Ansitztag.

7.8.2018
Noch einmal wollte ich es wissen. Ansitz ab 6:30 Uhr. Es zog erstmal ein Gewitter auf und ich wartete ab wie es sich entwickeln würde. Es zog aber an mir vorbei und es wurde wieder heller. Gegen 9 Uhr 30 war plötzlich ein Mäusebussard da. Viele Minuten beobachtete er die Umgebung und hatte mich voll im Blick. Ich wartete ab. Natürlich hatte ich an verschiedenen Stellen wieder einige Hühnchenteile festgebunden.
Es ist nicht möglich sich auf gut Glück irgendwo hinzusetzen und darauf zu warten dass Milane und Co. vor dem Tarnzelt landen und sich präsentieren. Ohne Futterangebot geht nichts. Nach dem Motto „Ich gebe dir was (Futter) und du gibst mir was (Bilder)“ haben beide Seiten etwas davon. Ich denke dass viele Tierfotografen in ähnlicher Weise vorgehen oder entsprechende Angebote bei einem kommerziellen Anbieter annnehmen. Doch darüber wird oft nicht gesprochen.
Der Mäusebussard wurde nun aktiv. Er versuchte das Futter mitzunehmen und setzte alles dran. Doch es klappte nicht und so musste er an Ort und Stelle bleiben. Mit vollem Kropf flog er nach einer halben Stunde ab.
Ich hoffte auf weitere Aktivitäten. Die Zeit verging und es wurde 13 Uhr.  Langsam fand ich mich damit ab dass es nicht mehr klappen würde. Ich packte mein Equipment in den Rucksack. Ich habe die Angewohnheit kurz vor Abbruch einer Aktion noch eine gewisse „Hoffnungszeit“ abzuwarten. Nach einigen Minuten der Hoffnung Beschloss ich zu gehen. Als ich schon das Tarnzelt anhob hörte ich einen Milan rufen. Schnell das Tarnzelt wieder hingestellt und gewartet. Plötzlich landeten zwei Milane auf der Wiese. Ein dritter kam dazu. Vorsichtig baute ich das Objektiv wieder auf. Ohne Probleme hielten sie das aus. Da kam wie aus dem nichts ein Mäusebussard und vertrieb einen Milan, der schon angefangen hatte zu fressen. Nun folgte fast eine Stunde in der ich die unten gezeigten Bilder machen konnte. Zwei weitere Milane kreisten über dem Platz und so hatte sich der lange Ansitz  von über 7 Stunden mehr als gelohnt.